Was ist BDSM und woher stammt es?
BDSM steht für Bondage & Discipline (BD), Dominance & Submission (DS) und Sadism & Masochism (SM). Es handelt sich hierbei um eine Gruppierung sexueller Vorlieben und Praktiken, die aus verschiedenen historischen und kulturellen Einflüssen entstanden sind. Obwohl die genauen Ursprünge unklar sind, gibt es Verweise auf BDSM-ähnliche Aktivitäten in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt.
- 1 Dabei werden die drei Hauptbereiche bezeichnet:
- 2 BDSM bedeutet jedoch auch ein hohes Maß an Verantwortung
- 3 Sexuelles Rollenspiel in seiner tiefgründigen Art
- 4 Top & Bottom - Oben und Unten
- 5 Bottom oder Sub - Vertrauen und Unterwerfung
- 6 Top oder Dom - Kontrolle und Ratio
- 7 Top und Sub im Wechsel: Der Switcher
- 8 Häufige Spielarten im großen Bereich BDSM
- 9 Alle Teile greifen eng ineinander
- 10 Die Grundzüge des BDSM im Überblick
- 11 Die Session
- 12 Die Sicherheit beim BDSM
- 13 Das Vorgespräch: Einvernehmlichkeit und Tabus
- 14 Umfangreiches Wissen ist Voraussetzung
- 15 Beziehungsarten innerhalb des Sadism Masochism
- 16 Die BDSM-Szene und die Öffentlichkeit
- 17 Symbole im BDSM
- 18 Vorurteile gegenüber dem BDSM und den BDSMlern
- 19 Das Coming Out im BDSM
- 20 Die SM- und BDSM-Szene und ihre Möglichkeiten
- 21 Empirische und psychologische Fakten zum BDSM
- 22 Die Geschichte des BDSM
- 23 Rechtliche Konsequenzen des BDSM
- 24 Frequently Asked Questions BDSM
Dabei werden die drei Hauptbereiche bezeichnet:
- Bondage (Fesselungen) und Disziplin
- Submission (Unterwerfung)
- Sadismus und Masochismus
bondage discipline dominance submission
Wichtig ist in jedem Fall, dass bei Spielen im Bereich BDSM nicht alle Teilbereiche bespielt oder abgedeckt werden müssen. Im Gegenteil. Der Begriff BDSM ist mit Absicht so weit gefasst, damit die verschiedenen Spielarten von Macht, Dominanz, Unterordnung, Schmerz und Lust unter einem Dach vereint werden können.
Innerhalb dieser Rahmenbedingungen finden viele verschiedene Fetische, Ausprägungen und Formen der Lust ihr Zuhause und können sich optimal ergänzen. Denn nur, weil jemand Lust auf einzelne Teilbereiche des BDSM hat, bedeutet dies nicht, dass damit alle anderen Spielarten der Sexualität nicht mehr interessant genug erscheinen müssen.
Es gibt viele Paare, welche den gemeinsamen Blümchensex lieben, aber dennoch zu bestimmten Anlässen und zu bestimmten BDSM Spielarten ihre Lust auf Schmerz, Fesselung und ein Verschieben des Machtgefüges ausleben können. All diese Formen der Sexualität können problemlos nebeneinander und oftmals sogar miteinander funktionieren.
Der Begriff BDSM bietet nur einen umfassenden Oberbegriff, unter welchem die verschiedensten Spielarten zusammengefasst werden können. Wer bereits darauf steht der eigenen Partnerin mit der flachen Hand leichte Klapse auf den Hintern zu versetzen, kann ebenso im Bereich BDSM Zuhause sein, wie der Meister, welcher die eigene Sklavin fesselt und diese mit dem Rohrstock züchtigt.
BDSM ist genau so vielseitig und flexibel wie die vielen Menschen, welche diese Spielart betreiben und bietet vor allem ein bequemes Beschreibungsmittel, um die verschiedenen Spielarten dieser Sexualität mit einem Begriff versehen zu können.
BDSM bedeutet jedoch auch ein hohes Maß an Verantwortung
Denn auch dies wird durch den Begriff des BDSM abgedeckt. Denn ein Spiel zwischen zwei Erwachsenen kann und darf immer nur unter vorherigen Absprachen erfolgen. Während dies bei den sanften Formen des BDSM durchaus lax erfolgen kann, ist eine umfassende Absprache bei den härteren Praktiken in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung.
Denn viele Spielarten im Bereich BDSM können durchaus justitiabel sein, wenn keine beidseitige Einwilligung in solche BDSM Spiele vorliegt. Tabus und Grenzen der Beteiligten müssen im Vorfeld abgesprochen und im direkten Spiel jederzeit eingehalten werden. Auch die im Spiel entstehenden Grenzen müssen sofort umgesetzt und das BDSM Spiel im Notfall vollständig unterbrochen werden.
Dies sollten sich auch Anfänger im Bereich BDSM stets zu Herzen nehmen. Denn oftmals ist es sinnvoll diese Mechanismen und Automatismen bereits frühzeitig zu lernen und zu üben, da viele Menschen nach und nach auf den Geschmack kommen und härtere und intensivere BDSM Spiele bevorzugen.
Sexuelles Rollenspiel in seiner tiefgründigen Art
BDSM bedeutet in vielen Bereichen auch sexuelles Rollenspiel in seiner tiefgründigen Art. Denn es werden nicht nur Rollen übernommen, sondern viele Rollen betreffen auch Situationen, in welchen sich Menschen normalerweise nicht freiwillig befinden. Das Flehen um Gnade, das Winseln und Weinen kann durchaus Teil des Rollenspiels sein, aber auch von Fehlern beim Rollenspiel zeugen.
Daher werden beim BDSM in der Regel sogenannte Safewords vereinbart, welche einen sofortigen Abbruch des Spiels zur Folge haben. Somit kann ein Stopp im Rahmen des Rollenspiels von einem Stopp im Sinne von "Das geht mir zu weit / das tut mir zu weh" unterschieden werden.
Safewörter sind in der Regel solche Wörter, welche in einem normalen Spiel nicht verwendet werden.
Das internationale Mayday hat sich in der BDSM-Szene besonders weit verbreitet und wird von vielen Spielern genutzt, um die eigene Ablehnung eines Spieles deutlich zu machen. Denn die Sicherheit geht bei einer BDSM Session in jedem Fall vor. Um dies zu gewährleisten arbeiten viele Spieler im Bereich BDSM nach der sogenannten SSC-Regel.
SSC bedeutet im Zusammenhang des BDSM "Safe, Sane & Consensual". Frei übersetzt: Sicher, gesund und einvernehmlich. Dabei ist vor allem der Begriff gesund ein wichtiger Faktor. Denn gesund bedeutet in diesem Zusammenhang "mit gesundem Menschenverstand oder Hausverstand".
Auch wenn ein im Rollenspiel Untergebener um mehr bettelt, der Verstand des Aktiven jedoch sagt, dass dies zu viel wäre, so liegt es am aktiven Part, das Rollenspiel nicht eskalieren zu lassen und solche Grenzverletzungen zu vermeiden.
Top & Bottom - Oben und Unten
Bei praktisch allen Spielarten des BDSM findet das gemeinsame Spiel in einem Machtgefälle statt. Es gibt immer einen aktiven, den Ton angebenden Part und einen passiven Partner. Der aktive Partner wird in der Regel als Top oder Oben bezeichnet. Andere Bezeichnungen sind Dom oder Domina, welche ebenfalls zum Einsatz kommen.
Der passive und unterlegene Partner wird zumeist als Bottom oder Sub bezeichnet. Dieser muss nicht immer die Rolle des Opfers darstellen, sondern kann je nach gewähltem Rollenspiel durchaus auch in Teilen aktiv tätig werden. Ein gutes Beispiel ist die Weiße Erotik, welche ebenfalls zum BDSM gezählt wird.
Hier spielt der Top den Arzt oder die Ärztin, während der Bottom oder Sub als Patient oder Patientin auftritt. Auch hier ist ein klares Machtgefälle zu sehen und zu erleben, auch wenn es nur wenige Behandlungen gibt, welche sich durch Schmerz kennzeichnen. Hier spielt vor allem die psychologische Unterlegenheit eine wichtige Rolle.
Der Sub ist dem Top vollständig ausgeliefert, muss sich oftmals peinlich untersuchen lassen und den eigenen Körper für verschiedene Tests und Untersuchungen zur Verfügung stellen.
Bottom oder Sub - Vertrauen und Unterwerfung
Bei den meisten Spielarten des BDSM begibt sich der Sub in die Obhut des aktiven Partners und setzt sich willentlich dessen Willkür bis zu einem gewissen Maß aus. Aus diesem Grund spielt Vertrauen beim BDSM eine wichtige Rolle. Der Sub muss dem Top vertrauen, dass dieser ihn bis an seine Grenzen heranführt, diese jedoch in keinem Fall überschreitet.
Sollte es zu einer Situation kommen, in welcher sich der Sub überfordert oder unwohl fühlt, kann er mit dem Safeword das Spiel sofort abbrechen und die eigene Unterlegenheit auflösen. Ob bei Fesselungen, bei psychologischen Spielen, bei Schmerzen oder bei allen anderen Formen des BDSM.
Der Sub versucht so lange wie möglich in der Rolle zu bleiben und sich dominieren zu lassen, hat aber jederzeit die Möglichkeit auszusteigen und das Spiel zu beenden.
Top oder Dom - Kontrolle und Ratio
Der Top ist in den verschiedenen Spielarten des BDSM (Bondage Discipline Submission Dominance) der aktive Part. Das bedeutet nicht unbedingt, dass der Top immer aktiv sein muss. Aber er kontrolliert das Spiel und die Session und behält stets die Kontrolle und die Oberhand. Natürlich kann sich der Top gemütlich zurücklehnen, während der oder die Sub ihn oral befriedigen oder ihm anderweitig dienlich sind.
Aber die Kontrolle über die Situation und die Herrschaft über den oder die Sub bleiben stets beim Top. Aus diesem Grund ist diese Rolle mit einer enormen Verantwortung verbunden. Der Top ist nicht nur für die sexuelle Erfüllung des Sub zuständig, der hierfür beispielsweise dominiert oder gezüchtigt werden möchte, sondern muss auch immer die Grenzen im Auge behalten.
Die Lust an dieser Form der Sexualität lässt sich oftmals durch den gespielten Machtgewinn erklären. Im Rahmen einer Spielsession die volle Kontrolle über den anderen Spieler zu übernehmen, diesen zu leiten und diesem Befehle erteilen oder diesen züchtigen zu können, kann die sexuelle Lust enorm anregen.
Top und Sub im Wechsel: Der Switcher
Viele Männer und Frauen im Bereich BDSM haben im Laufe der Zeit ihr eigenes Feld gefunden und fühlen sich entweder als Top oder als Sub besonders wohl. Doch einige Menschen sind in der Lage in beiden Positionen und auf beiden Seiten Lust zu gewinnen. Diese wechseln je nach Situation und nach Spiel die Rolle und können sowohl Sub als auch Top ohne Einschränkungen genießen.
Diese Menschen werden im Bereich als Switcher bezeichnet. Echte Switcher empfinden in beiden Rollen Lust und können sich somit dem Partner optimal anpassen und ganz neue Spielmöglichkeiten eröffnen.
Häufige Spielarten im großen Bereich BDSM
Bondage: Die fesselnde Lust
Ein Hauptbereich des BDSM ist das sogenannte Bondage, also Fesselspiele, welche auf unterschiedlichste Art und mit den verschiedensten Hilfsmitteln durchgeführt werden können. Angefangen von zärtlichen Fesselspielen im eigenen Bett mit einem Schal oder Tüchern bis zu professionellen Fesselspielen mit Handschellen, Spreizstangen oder passenden Möbelstücken wie Prangern & Co.
Oftmals kommen bei der Bondage die verschiedensten Hilfsmittel zum Einsatz, welche entweder aus der Notwendigkeit verwendet werden, oder weil einer der Spieler zu den verwendeten Materialien einen besonderen Fetisch aufgebaut hat. Neben Handschellen finden auch Ketten, Lederriemen, Klebebänder oder Gummi-Artikel vielfältig Einsatz und werden von Bondage-Kennern sehr geschätzt.
Der Sub empfindet die Fesselspiele als besonders reizvoll, da die eigenen Möglichkeiten und die Bewegungsfreiheit drastisch eingeschränkt werden. Der Sub kann also dem aktiven Part nicht entkommen, sondern ist diesem und dessen Begehren im Spiel schutzlos ausgeliefert.
Der aktive Partner hingegen zieht seine Lust oftmals aus der Ohnmacht des Sub und der vollkommenen Kontrolle, welche über den Sub und dessen Körper ausgeübt werden kann. So kann ein gefesselter Sub weder einer geplanten Bestrafung entgehen, noch sich gegen potentielle sexuelle Avancen wehren, was in vielen Rollenspielen ebenfalls eine große Rolle spielen kann.
Das Spiel mit Ohnmacht und Qual wird durch die Bondage in vielen Bereichen noch intensiver und für alle Beteiligten deutlich spannender. Wichtig ist bei der Bondage das hohe Verantwortungsbewusstsein des Top, welcher nicht nur für die Gesundheit des Sub verantwortlich ist, sondern welcher auch die Fesselung so gestalten muss, dass sich keinerlei gesundheitlichen Nachteile für den passiven Partner ergeben.
Aus diesem Grund erfordert die professionelle und umfassende Bondage einiges an Erfahrung, da vor allem bei der Arbeit mit Seilen oder metallenen Fesselgegenständen die Gefahr von Abschnürungen oder körperlichen Schäden im Hinterkopf behalten werden muss.
Disziplin: Das Spiel mit der Kontrolle
Das Spiel mit der Disziplin dreht sich vor allem um Regeln und Kontrolle und der Bestrafung durch die Nichteinhaltung der aufgestellten Regeln. Umgangssprachlich werden die BDSM Spiele und Sessions in diesem Bereich als Erziehungsspiele bezeichnet und sind im Großen und Ganzen als Rollenspiele zu definieren.
Der Top stellt für das Rollenspiel die Regeln auf und kontrolliert die Einhaltung der Regeln, während der Sub die Regeln befolgen muss und für die Nichteinhaltung Strafen zu erwarten hat. Ein typisches Spiel in diesem Bereich ist beispielsweise die Musterung, eine Schüler-Lehrer-Situation oder auch ein Teil der klassischen Dominanz.
Die Bandbreite der Regeln kann dabei enorm variieren und hängt von den Vorlieben und Bedürfnissen der verschiedenen Spieler ab. Im Bereich der klassischen Dominanz spielt beispielsweise die Anrede eine große Rolle. So möchten die aktiven Parts in diesem Segment zumeist von ihren Untergebenen als Herr oder Herrin angesprochen werden.
Wird der Regelkodex von den Subs nicht befolgt, sei es aus Unachtsamkeit oder mit Absicht, kommt es im Normalfall zur Bestrafung der Delinquenten. Auch hierbei kann die Art der Bestrafung mit den Wünschen der Spieler deutlich variieren. Angefangen bei körperlichen Züchtigungen bis zu psychischen und verbalen Strafen sind die verschiedensten Szenarien denkbar.
Innerhalb des vorher festgesetzten Grenzbereiches kann das Spiel mit der Disziplinierung sowohl für den aktiven als auch für den passiven Part enorm befriedigend sein und für eine hohe Zufriedenheit sorgen.
Wichtig ist in jedem Fall, dass ein solches Spiel keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Machtverhältnisse zulässt. Der aktive Part kann in einem solchen Spiel ganz bewusst seine Macht und seine Entscheidungsgewalt abgeben, um sich voll und ganz dem Spiel hinzugeben. Wie stark das Spiel innerhalb einer Session gespielt und wie hart die Strafen und Regeln ausfallen, sollten beide Partner vor der Session miteinander in Einklang bringen.
Auch beim Spiel mit der Disziplin sind Safewords wichtig, damit bei einem Abbruch beide Spieler sofort ein Ende erkennen und es zu keinen echten Grenzverletzungen kommt.
Dominanz und Unterwerfung: Der Klassiker
Bei den Spielen rund um Dominanz und Unterwerfung spielt das erzeugte Machtgefälle eine wichtige Rolle. Innerhalb der Session steht der aktive Part deutlich oberhalb des passiven Partners und kann diesen in dieser Position kontrollieren, disziplinieren und bestrafen. Das Spiel um Dominanz und Unterwerfung kann in den unterschiedlichsten Rollenspielen stattfinden und vermischt sich sehr häufig mit dem Bereich der Disziplin und den sogenannten Erziehungsspielen.
Wie stark sich diese Rollenspiele in ihrer Ausprägung unterscheiden, hängt nicht zuletzt von den Wünschen und Bedürfnissen beider Teilnehmer ab. So kann sich der Bereich Dominanz und Unterwerfung auf die verschiedensten Spielbereiche erstrecken und sich somit in den unterschiedlichsten Spielen und Rollenspielen manifestieren.
Angefangen bei kleinen Aufgaben wie "warte nackt und frisch rasiert auf meine Ankunft" bis zu großen Gesten der Dominanz, wenn beispielsweise der Sub vom Top an einer Leine geführt oder sogar anderen Personen vorgeführt wird.
Das Spiel aus Dominanz und Unterwerfung kann sich sowohl nur auf eine Spielsession beschränken, aber auch in den Alltag der Beteiligten übergreifen. Sollte dies von beiden Partnern so gewünscht sein, spricht man in der Regel von einer sogenannten 24/7 Dominanz. Diese Abkürzung soll 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche verdeutlichen und zeigen, dass dieses Spiel der Dominanz auch im normalen Alltagsleben fortgeführt wird.
Eine mögliche Variante dieses Spiels ist beispielsweise, dass der oder die Sub dem Top jederzeit sexuell zur Verfügung stehen muss oder dass die "sexuell orientierten" Befehle des Top beachtet werden müssen. Auch bei dieser Spielart gibt der Sub sein Recht freiwillig ab und kann dieses natürlich jederzeit wieder für sich in Anspruch nehmen.
Denn auch das normale Tagwerk und die Arbeit müssen erledigt werden und werden nicht den Wünschen des aktiven Partners untergeordnet. Dennoch ist das Machtgefälle auch im Alltag stets präsent und kann vom aktiven Part immer wieder dezent betont werden. Somit ist eine dauerhafte sexuelle Spannung vorhanden, welche sich in den verfügbaren Spiele-Sessions mit deutlicher Wucht entladen kann.
Vielfach werden für solche dauerhaften Spiele Zeichen der Dominanz oder Unterwerfung genutzt, welche zwar nicht sichtbar, aber für den passiven Part dennoch spürbar sind. Das Tragen eines dezenten Halsbandes oder auch das Tragen eines Hodenrings können als solche Zeichen dienen und erinnern den oder die Sub stets an die Rolle und das vorhandene Machtgefälle innerhalb des Spiels.
Sadismus und Masochismus: Lust und Schmerz
Die Begriffe S/M und BDSM werden sehr oft synonym benutzt, obwohl der Bereich S/M nur einen kleinen Teilbereich des BDSM abdeckt. Beim Sado-Masochismus geht es in erster Linie um das Zufügen von Schmerzen und die Lust, welche viele passive Partner durch diesen Schmerz erfahren.
In diesem Bereich können die unterschiedlichsten Praktiken angewandt werden, um den Schmerz und somit den Genuss des passiven Partners zu verstärken und auszulösen. Dabei spielen andere Teilbereiche des BDSM oftmals eine ebenfalls große Rolle, da S/M in vielen Fällen beispielsweise mit Bondage kombiniert oder als Teil von Dominanz- und Erziehungsspielen eingesetzt wird.
So kann das Machtgefälle nochmals deutlicher ausgedrückt und erlebt werden, was für viele Menschen mit einem besonderen Kick versehen ist. Die Auslöser für den Schmerz können darüber hinaus sehr vielfältig gewählt werden.
BDSM Spiele angefangen bei Schlägen mit der nackten Hand bis zur Nutzung von Paddeln und Peitschen, dem Einsatz von Kerzenwachs oder von Klemmen bis zum exzessiven Kitzeln des passiven und dabei oftmals gefesselten Partners. Während der passive Partner oftmals direkt aus dem Schmerz seine Lust bezieht und diesen als lustvoll und erregend empfindet, sind die Auslöser beim aktiven Part oftmals diffiziler.
Entweder wird die Lust direkt durch das Zufügen der Schmerzen und den damit verbundenen Machtgewinn erzeugt, oder durch das Betrachten der Lust des Partners, welcher dies oftmals durch deutliche körperliche Reaktionen anzeigt. Der passive Partner kann sich in diesen Spielen vollständig auf die eigenen Empfindungen konzentrieren und sich ganz und vertrauensvoll in die Obhut des aktiven Spielers begeben.
Dieser ist in der Verantwortung die körperlichen und seelischen Grenzen des Sub nicht zu überschreiten, aber dennoch möglichst nah an diese Grenzen heranzugehen.
Alle Teile greifen eng ineinander
In der Theorie ist es leicht die einzelnen Elemente des BDSM voneinander zu trennen und einzeln zu behandeln. In der Realität sieht dies allerdings deutlich anders aus, da oftmals die Übergänge sehr fließend gestaltet sind und viele Sessions die unterschiedlichsten Anteile dieser Spielarten umfassen.
Welche Gewichtung die einzelnen Teilbereiche innerhalb einer Session einnehmen hängt immer von den Wünschen und Ansprüchen der Partner ab und kann von Session zu Session problemlos variieren. Das Feld des BDSM ist so vielfältig, dass sich die verschiedensten Spielarten und Vermischungen problemlos miteinander in Harmonie bringen lassen, was die Spiele für viele Menschen enorm lustvoll werden lässt.
Die Grundzüge des BDSM im Überblick
Grundlage aller BDSM Spiele ist die Freiwilligkeit aller Beteiligten, welche die Spiele gemeinsam genießen möchten. Da bei den meisten Spielen und Spielarten im BDSM ein Machtgefälle gewünscht und notwendig ist, muss der oder die Sub bei den Spielen die eigene Macht freiwillig abgeben und sich für den Verlauf der Session in die Obhut des Top begeben.
Somit wird ein Teil der eigenen Autonomie und Entscheidungskontrolle abgegeben. Dies wird in BDSM-Kreisen als sogenannter Power Exchange bezeichnet. Bereits diese Abgabe der eigenen Macht ist für beide Partner ein deutlicher Lustgewinn und oftmals der Einstieg in eine erfolgreiche Session. Die Freiwilligkeit und das Wissen um die ausgeübten Spiele ist beim BDSM essentiell wichtig.
Seit den 90iger Jahren hat sich für diese Form des sexuellen Miteinanders in der BDSM-Szene eine Bezeichnung etabliert, welche als SSC bezeichnet wird. Die Abkürzung steht für "safe, sane & consensual" und bedeutet, dass die BDSM-Spiele immer sicher, mit klarem Verstand und vor allem freiwillig vorgenommen werden.
Eine andere, ebenfalls in der Szene gebräuchliche Abkürzung ist RACK. RACK steht für Risk-aware consensual kink und stellt die Eigenverantwortung beider Partner stärker in den Mittelpunkt. Die Abkürzung bedeutet auf Deutsch so viel wie risikobewusste, einvernehmliche sexuelle Handlungen.
Dies ist besonders wichtig, da viele Praktiken im Bereich BDSM ohne die Einwilligung des passiven Partners als Regelbrüche oder sogar als Straftaten aufgefasst werden könnten. Schließlich werden vielfach im Rahmen einer Session Taten gegen den gespielten Willen des passiven Parts vorgenommen, was ein Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung darstellen würde.
Dabei muss immer klar definiert sein, dass der spätere passive Partner seine Einwilligung in die Handlungen nur dann geben kann, wenn er die Risiken und die Elemente des späteren Spiels genau überblicken kann.
Aus diesem Grund sind Vorgespräche im BDSM besonders wichtig. Darüber hinaus muss der passive Partner durch ein Safeword oder durch eine bestimmte Geste in der Lage sein die Session jederzeit zu beenden und somit seine freiwillig aufgegebene Autonomie zurückzugewinnen.
Die Session
Die Session bezeichnet das eigentliche Spiel im Bereich BDSM und umfasst in der Regel eine vorher festgelegte Zeit oder ein Zeitfenster. Diese Session wird zumeist mit einer Form des erotischen Rollenspiels gefüllt, welches aus den verschiedensten Teilbereichen des BDSM bestehen kann.
Ob wirkliche Rollenspiele gespielt, Fesselungen durchgeführt oder Strafen empfangen werden, hängt von der Lust und der Orientierung der am Spiel beteiligten ab. Viele der innerhalb der Session erfolgten Handlungen können nur im Rahmen eines solchen Rollenspiels genossen werden und würden im Alltag übergriffig oder extrem unangenehm wirken und auch vom passiven Partner nicht geduldet werden.
Erst durch das Spiel und die klaren Regeln innerhalb einer Session kann ein Lustgewinn aus vielen Praktiken gezogen werden. Geschlechtsverkehr ist beim BDSM in keinerlei Form optional, kann allerdings problemlos in die verschiedensten Sessions eingebracht werden. Ob oral, anal oder vaginal hängt dabei von der Lust der Beteiligten und vom Rollenspiel ab.
So empfinden es viele Tops (egal ob männlich oder weiblich) als äußerst befriedigend, dass der passive Partner während der Session sexuell gefügig sein muss und nutzen dies als Teil des Rollenspiels und zur Verdeutlichung des Machtgefälles. Ebenso kann allerdings auch die sexuelle Lust des passiven Parts gezielt ignoriert werden, um die Qual für den passiven Partner nochmals zusätzlich zu erhöhen.
Somit lässt sich im Bereich des BDSM die Befriedigung der Lust nicht allein durch das Erreichen eines Höhepunktes definieren. Ganz im Gegenteil können die verschiedenen Faktoren des Spiels zum Erreichen der Lust eingesetzt werden. Der Weg ist das Ziel ist bei vielen Spielen im Bereich BDSM das Motto.
Die Sicherheit beim BDSM
Die Sicherheit spielt bei allen Spielarten im Bereich BDSM eine ganz besondere Bedeutung. Dabei ist nicht nur der safer Sex gemeint, sondern auch die Verantwortung für die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit des Spielpartners. Da im Bereich BDSM viele Spielarten zum Einsatz kommen, welche potentiell zu Schäden beim passiven Partner führen können, muss der aktive Part besonders umsichtig und mit dem notwendigen Knowhow zur Sache gehen.
Aus diesem Grund haben sich bei den verschiedenen BDSM-Auslegungen einige Sicherheitsmaßnahmen etabliert, welche von vielen Spielern in ihren Spielen befolgt werden und welche die Session im BDSM für beide Partner sicherer und einfacher gestalten. Nur so lassen sich Spiele und Sessions mit neuen und bisher recht unbekannten Partnern in einem vernünftigen Rahmen abwickeln und erleben.
Denn ohne die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen wären solche Spiele für viele Menschen zu risikobehaftet.
Das Vorgespräch: Einvernehmlichkeit und Tabus
Da die Konsensualität, also die Einvernehmlichkeit bei allen Spielen im Bereich BDSM eine entscheidende Rolle spielt, gehört ein Vorgespräch zu jeder Session dazu. Denn in einem intensiven Vorgespräch - vor allem bei noch unbekannten Spielpartnern - können die Wünsche und Interessen, aber auch die Tabus und Grenzen des Spielpartners genau abgeklärt werden.
Bei einem Vorgespräch kann darüber hinaus der ungefähre Verlauf der Session abgesprochen werden, was die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl bei beiden Beteiligten nochmals deutlich erhöht. Auch die eigene Erfahrung sollte in ein solches Gespräch eingebracht werden. Ehrlichkeit ist besonders wichtig, da falsche Angaben oftmals auch falsche Vorstellungen wecken können.
Wer sich selber als erfahren bezeichnet und sich als besonders hart herausstellt, während der Session aber aufgrund der Schmerzen schnell abbricht, raubt sich und dem Partner den Spaß an der Session. Besonders Anfänger im Bereich BDSM sollten dies genauso vermitteln, damit sich der Partner auf diese Tatsache einstellen kann.
Im Laufe eines Vorgespräches wird darüber hinaus in der Regel das gemeinsame Safeword festgelegt. Sollte bei einer Session die Sprachfähigkeit des passiven Partners eingeschränkt werden, beispielsweise durch einen Knebel, so sollten bestimmte Gesten oder Töne festgelegt werden, welche einen unmittelbaren Abbruch der Session zur Folge haben.
Nur durch den sicheren und vertrauensvollen Umgang miteinander und das strikte Einhalten der vereinbarten Safewörter oder Abbruch-Gesten kann ein Spiel sicher und für beide Teilnehmer befriedigend verlaufen.
Umfangreiches Wissen ist Voraussetzung
Je nach Spielart des BDSM kommen unterschiedliche Hilfsmittel und Sextoys zum Einsatz. Der Natur nach sind viele der Hilfsmittel grundsätzlich nicht gefährlich, können aber bei unsachgemäßem Gebrauch Schmerzen oder Verletzungen verursachen. Aus diesem Grund muss vor allem der aktive Part in einem solchen Spiel besonders umsichtig agieren und ein breites Wissen in den verschiedenen Bereichen mitbringen.
Darunter können - je nach Session und Spielart - Detailwissen in den Bereichen Physik, Anatomie, Medizin oder Psychologie fallen, welche je nach Situation angewendet werden müssen. So ist es beispielsweise im Bereich Bondage besonders wichtig zu wissen, an welchen Punkten die verschiedenen Nervenknoten und Nervenbahnen verlaufen und an welchen Stellen Knoten zu Problemen oder sogar zu Schäden am Gewebe führen können.
Auch beim Einsatz von einfachen Peitschen, Paddeln und anderen Schlaginstrumenten spielt die Erfahrung des aktiven Spielpartners eine wichtige Rolle. Der kontrollierte Einsatz dieser Geräte, die geübte Motorik und das Wissen um die Stärke der eigenen Schläge können den Unterschied zwischen einer befriedigenden Session und einem Übermaß an Schmerz ausmachen, welcher die Session und den Spaß daran schnell zerstören kann.
Die psychologische Komponente spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. So muss der Top die Reaktionen des Sub stets im Blick behalten. Oftmals können Spiele im Bereich BDSM aufgrund ihrer Intensität und oftmals auch aufgrund des Ohnmacht-Gefühls des Sub zu einem psychischen Absturz führen, welcher vom aktiven Part frühestmöglich erkannt werden muss.
Der aktive Partner muss darüber hinaus in der Lage sein den Sub in dieser Situation aufzufangen und Beistand zu leisten, um die Session nicht außer Kontrolle geraten zu lassen.
Die Befreiung stets im Blick
Vor allem im Bereich Bondage ist eine oftmals schnelle Befreiung der gefesselten Partner besonders wichtig. Erfahrene Spieler im Bereich BDSM haben aus diesem Grund immer eine Möglichkeit bereitliegen, um im Notfall Seile oder Bänder schnell aufschneiden zu können.
Wer Handschellen oder ähnliche Instrumente verwendet, sollte mindestens zwei Schlüssel für diese Fessel-Instrumente bereitliegen haben. Vor allem aber sollte Hektik in jedem Fall vermieden werden. Die ruhige Ausstrahlung des Top kann in einer solchen Situation von entscheidender Bedeutung sein.
Wer sich danach richtet und auf alle Eventualitäten vorbereitet ist, kann gemeinsam mit dem Partner die Session in vollen Zügen und ohne Stress genießen
Typische Praktiken im Bereich BDSM
Grundsätzlich kann man im BDSM zwischen psychischen und physischen Praktiken unterscheiden. Bei vielen Sessions werden diese Bereiche zwar vielfältig miteinander vermischt und verwoben, doch beide Segmente wirken auf einen vollkommen unterschiedlichen Bereich und sorgen dort für die gewünschte Stimulation und die damit verbundene Lust.
Aus diesem Grund gibt es keine typische BDSM-Praktik. Während die Allgemeinheit vor allem die Domina mit der Peitsche vor Augen hat, können Spiele im Bereich BDSM vollkommen unterschiedlich gestaltet werden.
Die Wünsche und Vorlieben der Beteiligten und die örtlichen Möglichkeiten sorgen für die passenden Spielmöglichkeiten.
Psychische Elemente findet man in vielen Rollenspielen, in welchen das Machtgefüge eine wichtige Rolle spielt. Erziehungsspiele, weiße Erotik oder auch Spiele mit Dominanz und Unterwerfung haben immer eine starke psychische Komponente. Der Sub wird nicht ausschließlich körperlich unterworfen, sondern muss sich den Anweisungen des Top fügen, muss sich in eine erniedrigende Rolle begeben und die Wünsche des Top umfassend erfüllen.
Dies kann in den verschiedensten Spielarten erfolgen und wird oftmals durch den Einsatz körperlicher Strafen noch ergänzt und verschärft. Solche psychologischen Spiele sind sowohl innerhalb einer festgelegten Session als auch als Teil des normalen Lebens denkbar und werden von vielen Menschen so genossen.
Die vollkommene Unterwerfung auch außerhalb der Session ist allerdings äußerst selten und wird nur von wenigen Menschen dauerhaft als befriedigend angesehen. Allerdings können Teilbereiche auch in den Alltag integriert werden. Ein gutes Beispiel ist die sogenannte Keuschhaltung, bei welcher die aktive Dame die Kontrolle über den Orgasmus des Mannes erhält und dieser nur nach Ihren Maßgaben zum Höhepunkt gelangen kann.
Bei allen psychischen Spielen ist vor allem der Wechsel aus Abweisung und Härte auf der einen Seite und Fürsorge und Hingabe auf der anderen Seite ein wichtiger Faktor für alle Beteiligten und wird sowohl von aktiven als auch passiven Spielern gleichermaßen benötigt als auch geschätzt.
Physische SM Praktiken im BDSM sind enorm vielseitig und von den Wünschen und Erfahrungen der Beteiligten abhängig. Betrachtet man den Bereich BDSM ausschließlich auf körperlicher Ebene, so zeigt sich, dass durch das Zufügen von Schmerzen, durch die Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit und durch die intensiven Sinneseindrücke eine Lust beim passiven Partner erzeugt wird.
Welche Komponenten überwiegen hängt immer von der Ausgestaltung der Session und den Wünschen aller Teilnehmer ab. Die während einer BDSM-Session freigesetzten Endorphine werden von vielen Beteiligten als ähnlich dem Runners High beschrieben, welcher Läufer in einer Art Trance die Strapazen eines langen Laufs überstehen lässt.
Dieser Traum- oder Trance-Zustand wird vielfach innerhalb einer BDSM-Session erreicht und bildet für viele passive Spieler das Ziel ihrer Lust. Jedoch sollte man sich immer klar vor Augen halten, dass nicht bei jeder Session ein solches Szenario erreicht oder erlebt werden kann.
Um dem Sub eine möglichst vielfältige Session zu verschaffen, greifen viele Tops auf unterschiedliche Hilfsmittel und BDSM Praktiken zurück, um die Stärke und Menge der Sinneseindrücke zu variieren. Kneifen, Beißen, Kratzen, den Hintern versohlen, Gerten, Peitschen, Rohrstöcke, Paddel, Eiswürfel, Kerzen, Elektrostimulation sind nur einige Möglichkeiten, welche von Tops genutzt werden, um dem Partner eine möglichst schmerz- und lustvolle Session zu ermöglichen.
Darüber hinaus gibt es viele Menschen, welche BDSM praktizieren, ohne dies selber als lustvoll zu erleben. Diese teilen in diesem Fall einfach den Fetisch oder die Vorlieben des Partners, ohne dabei selber Lust zu verspüren.
Der Sklavenvertrag
Vor allem in den Bereichen Unterwerfung und Disziplin wird der oder die Sub oftmals deutlich unterworfen. Hierbei werden - je nach Ausprägung und Intensität - unterschiedliche Mittel verwendet, um die Stellung des Untergebenen zu verdeutlichen. Sklaven-Halsbänder, Intimschmuck oder sogar Tätowierungen können als Zeichen der Zugehörigkeit und des Besitzes verwendet werden.
Ebenfalls wird oftmals ein sogenannter Sklavenvertrag aufgesetzt, in welchem die Details der gemeinsamen Beziehung im Detail erörtert werden. Dabei werden diese Verträge in vielen Fällen sehr detailliert verfasst und umfassen eine ganze Reihe von sexuellen Details, welche nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
Allerdings - und das sollten Sie sich in jedem Fall merken - sind solche Sklavenverträge rechtlich nicht bindend. Dies liegt vor allem daran, dass ein Sklavenvertrag bereits per Definition gegen die guten Sitten verstößt und somit nach §138 BGB nicht gültig sein kann.
Zur Festigung einer BDSM-Beziehung und zur klaren Abgrenzung des eigenen Status während der Session können solche Sklavenverträge dennoch einen enormen Reiz ausüben.
Beziehungsarten innerhalb des Sadism Masochism
Um die Beziehungen innerhalb der BDSM-Szene richtig ausdrücken zu können, müssen zunächst die verbreiteten Rollenmodelle im BDSM näher erläutert werden. Da beim BDSM in beinahe allen Fällen ein Machtgefälle existiert, unterteilt man sich grundsätzlich nach diesem Gefälle. Als Begriffe haben sich Top und Bottom etabliert, da diese die unterschiedlichen Positionen innerhalb des Machtgefüges optimal widerspiegeln.
Der aktiv handelnde Partner ist im Machtgefüge weit oben angesiedelt und wird als Top oder auch als Dom bezeichnet. Er ist derjenige, welcher aktiv den Bottom lenkt, diesen fesselt oder diesem Schmerzen zufügt. Der untere Partner ist der sogenannte Bottom, welcher für die Zeit des Spiels seine eigene Macht abgibt und sich dem Top unterwirft. Ein weiterer sehr verbreiteter Begriff für den Bottom ist Sub.
Wer sich in beiden Rollen wohlfühlt und gerne die Rollen wechselt wird in der Szene zumeist als Switcher bezeichnet. Switcher genießen sowohl das aktive Spiel als Top, können aber genauso als Bottom in den Spielsessions Lust erfahren.
BDSM als erotisches Rollenspiel
Viele Fans und Freunde des BDSM versuchen ihre Lust im Rahmen von sogenannten Spielsitzungen - Sessions - auszuleben. Innerhalb eines klar definierten Zeitfensters schlüpfen Top und Bottom in ihre Rollen und genießen das gemeinsame Spiel miteinander. Solche Sessions haben keine Auswirkungen auf das normale Miteinander, da nur für den Zeitraum der Spielesession das Machtgefälle beeinträchtigt wird.
Vor allem bei engen und andauernden Partnerschaften kann es vorkommen, dass sich im Laufe der Zeit eine Überschneidung des Spiels mit dem eigenen normalen Leben ergibt. Ist dies gewünscht, so führt dies in den Bereich der außererotischen BDSM.
Viele Spieler legen jedoch höchsten Wert auf eine strikte Trennung von Spiel und normalem Alltagsleben und nutzen die erotischen Sessions zum Ausleben ihrer Wünsche und Phantasien.
Die außererotische BDSM
Einige Paare führen Beziehungen, bei denen das gemeinsame Miteinander im Alltag ebenso stark von dem Machtgefüge des BDSM geprägt ist. Dabei wird die Sexualität nicht vollkommen ignoriert, ist aber nicht mehr unmittelbarer Teil aller Aktionen, welche im Allgemeinen mit dem BDSM-Lebensstil verbunden werden. Die außererotische BDSM schlägt sich im Alltag nieder und findet dort mal mehr, mal weniger sexualisiert statt.
BDSM als professionelle Dienstleistung
Teilbereiche des BDSM werden auch im professionellen Dienstleistungssektor angeboten. Die Damen, welche solche Angebote bieten werden zumeist als Dominas bezeichnet. Die meisten dieser Damen sehen sich jedoch nicht als professionelle Prostituierte an, da es während einer Session mit diesen Damen nicht zum Geschlechtsverkehr kommen kann.
Auch der aktive Herr kann in einigen Etablissements auf seine Kosten kommen, wenn Sklavinnen oder Zofen dort ihre Dienste anbieten. Im Rahmen eines klar abgesteckten Spielbereiches kann der dominante Mann dort seine Gelüste an den Bottoms auslassen. Je nach vorher vereinbartem Dienstleistungsumfang kann es hierbei durchaus auch zum Geschlechtsverkehr kommen.
Die BDSM-Szene und die Öffentlichkeit
Da der BDSM-Bereich von der Öffentlichkeit oftmals noch immer als bizarr oder pervers betrachtet wird, existiert die BDSM-Szene vor allem als Subkultur. Innerhalb der Szene können sich die verschiedenen Tops und Bottoms austauschen, treffen sich zu Stammtischen oder nutzen verschiedene Foren, um miteinander in Kontakt zu bleiben.
Aufgrund der Vorverurteilung durch die Gesellschaft outen sich nur wenige Menschen als BDSM-Freunde in der Öffentlichkeit, sondern halten diesen Bereich ihrer Sexualität vor den Augen aller anderen Menschen sorgsam verborgen. Dennoch existieren einige Treffpunkte und Möglichkeiten, um schnell mit der Szene in Berührung zu kommen und einen ersten Kontaktversuch zu unternehmen.
Neben verschiedenen Erotikmessen findet beispielsweise einmal im Jahr die Folsom-Europe-Parade statt, welche das Thema BDSM durch eine öffentliche Straßenparade thematisiert. Die BDSM-Szene ist darüber hinaus vor allem bei den vielen CSD-Paraden vertreten und tritt auch dort immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit.
Untereinander bezeichnen sich die Mitglieder der BDSM-Szene als BDSMler oder als SMler. Wer in verschiedenen Foren zu diesem Thema unterwegs ist, kann noch ein weiteres Phänomen beobachten. Zur klaren Deklarierung der eigenen Ausrichtung sind viele Mitglieder in den Foren dazu übergegangen, als Top den ersten Buchstaben des Foren-Namens groß zu schreiben, während Subs ihre Foren-Namen ausschließlich mit Kleinbuchstaben schreiben. So können Mitglieder einer Diskussion sofort erkennen, welche Rolle die andere Person bevorzugt und somit einfacher Kontakte knüpfen.
Symbole im BDSM
Vor allem in der Anfangszeit des BDSM galten Intimpiercings als klares Erkennungsmerkmal der Szene und waren in dieser weit verbreitet. Durch die allgemeine Akzeptanz der Piercings und der damit einhergehenden Verbreitung solcher Piercings über alle Szene-Grenzen hinweg ist dieses Symbol allerdings verloren gegangen.
Ein immer noch gängiges Symbol im Bereich des BDSM ist der Ring der O, welcher allerdings auch in der Gothic-Szene weit verbreitet ist. Dementsprechend ist es nicht mehr möglich, einen anderen BDSMler anhand von bestimmten Anzeichen oder Symbolen zu erkennen.
Vorurteile gegenüber dem BDSM und den BDSMlern
Über BDSM existieren viele Vorurteile und Klischees, welche vor allem durch Film und Fernsehen weite Verbreitung gefunden haben. Das wohl häufigste Klischee betrifft die Spieler in diesen Bereichen an sich. Denn die meisten Menschen sind der Meinung, dass BDSMler ihre Rolle im Spiel auch im wirklichen Leben einnehmen möchten und aus diesem Grund entweder besonders dominant sind, oder sogar im wirklichen Leben Schmerz und Unterdrückung zu schätzen wissen.
Ein weiteres Vorurteil betrifft vor allem die Männer, welche sich dominieren lassen. Denn laut diesem Vorurteil sind es vor allem die erfolgreichen Geschäftsmänner mit hoher Entscheidungsgewalt, welche sich von Dominas dominieren und erniedrigen lassen. All diese Vorurteile sind allerdings vollkommen aus der Luft gegriffen.
Die eigene Rolle innerhalb eines BDSM-Spiels hängt nicht von der eigenen beruflichen Situation, sondern von der tief verwurzelten Ausrichtung ab, welche jedem Menschen zu eigen ist. Somit ist ein Zusammenhang zwischen BDSM-Lust und beruflichem Werdegang absolut konstruiert und nicht nachweisbar.
Es gibt sowohl Frauen als auch Männer in beiden Rollen, unabhängig von deren sonstiger sexueller Ausrichtung. Da es beim BDSM nicht um Sex geht, kann sich durchaus auch eine gleichgeschlechtliche Kombination für Menschen ohne homosexuelle Neigung ergeben, welche lustvoll und angenehm erscheint.
Im BDSM sind viele Grenzen aufgehoben, da hier die Handlungen und das Miteinander im Vordergrund stehen.
Weitere Vorurteile im Bereich BDSM
Weitere Vorurteile im Bereich BDSM betreffen vor allem die Rollenklischees. Diese wurden und werden noch heute durch die Medien aber auch durch Pornofilme und das Internet definiert. So stellen sich die meisten Menschen beim Begriff BDSM eine in Lack und Leder gekleidete Domina vor, welche einen Mann dominiert und diesen quält.
Dabei ist der Anteil der aktiven Frauen in der Szene bei weitem nicht so hoch, wie man es erwarten würde. Auch das Zufügen von Schmerzen wird von den meisten Menschen durch Peitschen oder Schläge mit der nackten Hand definiert, ohne zu wissen, welch diffizile Möglichkeiten das Spiel im Bereich BDSM anzubieten hat.
Die in Leder gekleidete Domina mit der Peitsche und dem harschen Kasernenhofton hat sich leider allzu stark in die Köpfe der Menschen eingebrannt. Dies hat zu Folge, dass viele Menschen den Bereich BDSM immer auch mit einem gewissen Fetischismus für Leder, Lack und Latex in Verbindung bringen.
Selbstverständlich kann es hier zu Überschneidungen kommen, doch zwingend ist der Bereich BDSM mit keinem Fetisch fest verbunden. Durch die allgemeine Offenheit für die verschiedenen Spielarten der menschlichen Sexualität hingegen ist es für viele Fetischisten besonders einfach, sich im Gruppenbereich des BDSM zu outen und die eigenen Fetische im Rahmen einer BDSM-Session auszuleben.
Allerdings werden im BDSM-Bereich häufig Kleidungsstücke aus Leder genutzt, da diese sich mittlerweile als Dresscode etabliert haben und eine klare Rolleneinteilung erlauben. Darüber hinaus werden aus diesen Materialien besonders viele Kleidungsstücke gefertigt, welche eine klar sexualisierende Wirkung haben sollen.
Dementsprechend finden sich viele Spieler im Bereich BDSM, welche für Sessions sich in entsprechende Kleidungsstücke hüllen.
Auch die Gewalt innerhalb der BDSM-Session ist ein Quell verschiedener Vorurteile. Viele Menschen, welche selber noch keine Erfahrungen mit BDSM gemacht haben, sehen nur die körperlichen oder seelischen Bestrafungen und das oftmals grausam wirkende Miteinander.
Das jedoch Vorsicht, Umsicht und auch Fürsorge beim BDSM eine besonders große Rolle spielen, ist für Außenstehende kaum zu erkennen. Da sich mit den verschiedenen Schlaggeräten zum Beispiel die Wucht der Schläge sehr fein dosieren lassen, kann eine Handlung, welche schmerzhaft aussieht, auch deutlich sanfter wahrgenommen werden.
Vor allem die Technik und die Erfahrung des Top machen bei einer Session einen wichtigen Unterschied. Dies ist für den unerfahrenen Beobachter von außen leider nicht zu erkennen, sodass es hier immer wieder zu Missverständnissen und einem falschen Bild des BDSM kommt.
Nimmt man nun noch die enorme Vielschichtigkeit der BDSM hinzu, welche sich je nach Spielpartnern vollkommen unterschiedlich entwickeln kann, so ist es kein Wunder, dass dieser Bereich mit Vorurteilen und Vorverurteilungen beinahe überfrachtet erscheint.
Das Coming Out im BDSM
Der Begriff Coming Out wird vor allem mit der homosexuellen Szene in Verbindung gebracht. Er steht für den Zeitpunkt, an welchem ein homosexueller Mann oder eine homosexuelle Frau erstmals öffentlich zu seiner oder ihrer sexuellen Neigung steht und dieses offen kommuniziert.
Ebenso kann man auch im Bereich des BDSM von einem Coming Out sprechen, da auch hier die eigene sexuelle Neigung, welche eventuell nicht dem allgemeinen Richtbild entspricht, öffentlich gemacht und thematisiert werden soll.
Während sich immer mehr Homosexuelle problemlos zur eigenen Sexualität bekennen und auf ein großes Netzwerk an Hilfsangeboten zurückgreifen können, ist ein Coming Out für einen BDSMler oftmals mit deutlich mehr Schwierigkeiten verbunden. Laut verschiedenen empirischen Studien kann man von einem Anteil an BDSMlern zwischen 5 und 25 Prozent der Bevölkerung ausgehen.
Wie stark die jeweiligen Neigungen ausgeprägt sind, spielt keine Rolle. Betrachtet man jedoch nur einmal den Bereich der in den Medien auffallenden Stars, so gibt es kaum Künstler, welche offen zu ihren Neigungen stehen. Ebenso verhält es sich im allgemeinen Durchschnitt der Bevölkerung.
Dies liegt allerdings auch darin begründet, dass ein Coming Out im Bereich des BDSM noch immer beruflich und privat verheerende Auswirkungen haben kann. Gründe lassen sich hierfür zu genüge finden. So spielt die Berichterstattung der Medien ebenso eine große Rolle wie die mangelnde Aufklärung der Bevölkerung und auch die oftmals massive und wenig fundierte Kritik von Feministinnen, welche es beispielsweise geschafft haben, die Anhänger der BDSM in der Schweiz an den Rand der Legalität zu drängen.
Immer wieder tauchen in den Medien Fälle auf, in welchen ein Bekanntwerden der BDSM-Neigung zu beruflichen Problemen bei den Akteuren führte. Wichtige Beispiele in diesem Bereich sind der Fall des UN-Waffeninspekteurs Jack McGeorge von 2003 oder der Spanner-Case in Großbritannien.
Im Unterschied zu den Homosexuellen wird beim BDSMler der Leidensdruck durch die Situation in der Öffentlichkeit kaum beziehungsweise überhaupt nicht definiert oder gewürdigt. Vor allem offizielle und öffentliche Beratungs-Netzwerke befinden sich in vielen Ländern gerade erst im Aufbau.
Diese sind jedoch enorm wichtig, da ein Bewusst-werden der eigenen Neigungen und ein Ringen mit den Neigungen und der Öffentlichkeit schnell zu privaten Problemen führen kann, welche bis zur Selbsttötung reichen. In Deutschland entstehen bereits die ersten Netzwerke, welche sich genau mit dieser Problematik auseinandersetzen und zu helfen versuchen. SMart Rhein-Ruhr und maydaySM e.V. bieten Notfalltelefone an, welche bei allen Problemen und Notfällen rund um den BDSM-Bereich mit Rat und Tat zur Seite stehen. In vielen Städten finden sich darüber hinaus Standorte der auf Jugendarbeit spezialisierten Gruppe SMJG, welche für Jugendliche als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Unterstützt werden viele dieser Beratungsmaßnahmen von einer immer stärkeren und intensiveren Öffentlichkeitsarbeit der verschiedenen BDSM-Verbände. In den USA und Großbritannien haben sich mit der National Coalition for Sexual Freedom und der Sexual Freedom Coalition zwei Interessensvertretungen gebildet, welche sich vor allem der aktiven Öffentlichkeitsarbeit widmen und versuchen den Bereich BDSM aus der "Schmuddel Ecke" hervorzuholen.
Auch in Deutschland treten die verschiedenen Vereine immer stärker in den Vordergrund und versuchen über Pressearbeit und Öffentlichkeitsarbeit die Akzeptanz für den BDSM zu erhöhen und somit eine Stigmatisierung der BDSMler zu minimieren.
Die SM- und BDSM-Szene und ihre Möglichkeiten
In vielen Großstädten finden regelmäßig BDSM- und SM-Partys und Veranstaltungen statt, auf welchen sich interessierte Neulinge und erfahrene BDSMler treffen und austauschen können. Im Gegensatz zu BDSM-Stammtischen dienen solche BDSM-Partys oder Treffen allerdings auch tatsächlich zum Spielen und bieten somit vielfältige Möglichkeiten.
Viele der Partys haben einen eigenen Dresscode, welcher zur Szene und zur Location passend gewählt wird. Durch den Dresscode kann darüber hinaus eine deutlich sexualisierte Stimmung erzeugt werden, was das Spiel vor allem für Neulinge deutlich einfacher gestaltete.
Oftmals umfasst der Dresscode passende Themenkleidung in Leder, Lack oder Latex, welche mit klarem Fokus auf die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale geschnitten ist. Ein solcher Dresscode bietet darüber hinaus weitere Vorteile. So lassen sich Spanner, welche ohne echtes Interesse eine solche Party besuchen möchten, ganz einfach aussortieren und bereits vor dem Eintritt abschrecken.
Im Rahmen solcher Feiern finden verschiedene Sessions statt. In Teilen sogar im Rahmen einer Vorführung auf verschiedenen Bühnen, aber auch in Separees oder separaten Räumen mit begrenzter Teilnehmerzahl. Bei diesen Feiern und Partys geht es vor allem um das Ausleben des BDSM in seinen verschiedenen Facetten.
Der reine Geschlechtsverkehr steht zwar nicht im Mittelpunkt, kann aber durchaus als Teil einer Session erlebt und genossen werden. Solche Partys sind aus verschiedenen Gründen äußerst beliebt. Ein wichtiger Grund liegt in der Verfügbarkeit an Spielgeräten begründet.
Die Veranstalter stellen oftmals Gerätschaften wie Pranger, Gyn-Stühle, Strafböcke und andere Geräte zur Verfügung, welche von den Teilnehmern der Veranstaltung für die Spiele genutzt werden können. Aufgrund der Ortswahl sind darüber hinaus vielfach Beschränkungen aufgehoben.
Sowohl was die Lautstärke als auch was die Gefahr des Entdeckt-Werdens angeht. Darüber hinaus sind auf solchen Partys viele Exhibitionisten und Voyeure vertreten, welche im Rahmen der Party ihren persönlichen Kink ausleben können, dürfen und sollen. Auch diese tragen zur offenen Stimmung einer solchen BDSM-Party bei und sorgen für ein freieres und offeneres Miteinander.
Neben den Partys haben sich in vielen Städten sogenannte BDSM-Clubs etabliert, welche sich mehr oder minder regelmäßig treffen und verschiedene Programme bieten. Von Workshops im Bereich Bondage bis zu wissenschaftlichen oder medizinischen Vorträgen mit dem Bezug zum BDSM können die verschiedensten Bereiche abgedeckt und angeboten werden.
Wichtig bei Partys und Clubs ist die hohe soziale Kontrolle der Teilnehmer untereinander. Es wird strikt auf die Einhaltung von SSC und RACK geachtet, sodass hier das Gefahrenpotential für Neulinge besonders niedrig liegt. Wer sich zutraut auf einer solchen Veranstaltungen erstmals in die Welt des BDSM hinein zu schnuppern, wird viel sehen und viel erleben können.
Grundsätzlich ist es für Neulinge in jedem Fall zu empfehlen sich auf eine solche BDSM-Party oder zu einem BDSM-Club zu begeben. Denn hier kann man nicht nur einmal die gesellschaftliche Maske fallen lassen und die eigene BDSM-Vorliebe offen kommunizieren, sondern sich oftmals im Gespräch auch weiterbilden und neue Ideen und Spielmöglichkeiten entdecken.
Wichtig ist in jedem Fall authentisch zu bleiben und das eigene Wissens oder auch die eigene Belastbarkeit nicht aus falschem Stolz zu hoch anzugeben. Dies kann schnell zu Problemen führen und die Lust für alle Teilnehmer merklich schrumpfen lassen.
Empirische und psychologische Fakten zum BDSM
Das Vorkommen von BDSM in der Bevölkerung
BDSM ist kein Phänomen und keine sexuelle Praktik, welche nur einer bestimmten Bevölkerungsgruppe oder einer bestimmten Schicht zugeordnet werden könnte. BDSM wird sowohl von homo- als auch heterosexuellen Menschen gelebt und ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen und Transgendern in den verschiedensten Ausprägungen vertreten.
Die Ausprägung der BDSM-Neigungen variiert dabei unterschiedlich stark. Während viele Menschen verschiedene SM Praktiken nutzen, welche sie selber nicht dem BDSM zuordnen würden, gehören diese dennoch unter den Oberbegriff und die sexuelle Neigung.
Der Frauenanteil im Bereich BDSM liegt deutlich und spürbar höher als in anderen sexualisierten Verhaltensweisen, was aufgrund der freien Rollenwahl in diesem Bereich weniger überrascht.
Geht man von den allgemeinen Schätzungen aus, so zeigen zwischen fünf und 25 Prozent aller Menschen eine grundlegende Neigung zum BDSM und würden die verschiedenen Spielarten bei Gelegenheit gerne einmal ausprobieren. Es gibt leider noch keine ausreichend großen Studien in diesem Bereich, welche repräsentativ gelten könnten.
Im Jahr 1997 wurde eine Studie veröffentlicht, welche sich um die sexuellen Gewohnheiten US-amerikanischer Studenten drehte. Einige Fragen der Studie drehten sich auch um den Bereich BDSM und BDSM-Fantasien. Die Quote an sexuellen Erfahrungen im Bereich BDSM lag stabil bei sechs Prozent über alle Gruppen hinweg.
Bei den BDSM-Fantasien hingegen ließen sich deutliche Unterschiede feststellen. 15 Prozent der homosexuellen Studenten, 21 Prozent der lesbischen Studentinnen, elf Prozent der heterosexuellen Studenten und neu Prozent der heterosexuellen Studentinnen gaben an BDSM-Fantasien zu haben und mit dem Gedanken zu spielen. Vor allem die enorm hohe Quote von 21 Prozent bei den offen lesbischen Studentinnen überrascht deutlich.
Auch wenn die Studie nicht repräsentativ ist und nur eine geringe Datenbasis aufweist, so zeigt sie doch, welch enorme Verbreitung der BDSM-Bereich mittlerweile eingenommen hat.
Seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts rückt der Bereich BDSM immer stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit von Film und Medien. Vor allem mit dem Buch 50 Shades of Grey und dem zugehörigen Film wurde der Bereich BDSM nochmals deutlich gesellschaftsfähiger gemacht.
Viele Menschen haben bisher Spiele aus dem Bereich des BDSM genossen, ohne diese diesem Bereich direkt zuzuordnen. So zeigt eine Befragung von mehr als 300.000 Personen in 41 Ländern, dass rund 20 Prozent der Befragten mindestens einmal Masken, Augenbinden oder andere Bondage-Utensilien verwendet haben.
Unter all den Befragten sagten fünf Prozent, dass sie aktiv im BDSM-Bereich tätig sind. Auch Spanking und der Gebrauch von Augenbinden oder Handschellen gehört für viele Menschen zur eigenen Sexualität und wird von diesen regelmäßig genutzt. Dies sind alles Menschen, welche im Grund genommen der BDSM-Szene zuzuordnen währen.
Darüber hinaus wird die Verbreitung der BDSM-typischen Merkmale und Kleidungsstücke durch Schmuckdesigner und Modelabel immer weiter vorangetrieben, sodass eine klare Einordnung aufgrund von Bekleidungsvorlieben kaum noch möglich erscheint. Lack und Leder ist auch als normales Outfit ebenso gerne gesehen wie auf einer BDSM-Party oder bei einer Session.
Somit ist der öffentlich sichtbare Bereich des BDSM gesellschaftlich deutlich akzeptabler geworden, auch wenn die einzelnen Tätigkeiten und Inhalte von Sessions für den Vanilla immer noch verstörend wirken können und von diesem nicht immer optimal verstanden werden.
Denn nur das Tragen der entsprechenden Kleidungsstücke gibt noch keinen Einblick in die wirkliche Welt des BDSM und gibt vor allem kein Gefühl und Gespür für die oftmals fein ausbalancierten Machtverhältnisse innerhalb einer Session.
Die psychologische Einordnung des BDSM
Viele der BDSM Praktiken aus dem BDSM-Bereich wurden in früheren Zeiten dem Sadismus oder dem Masochismus zugerechnet und gehörten zu den sogenannten Triebstörungen, welche von der Psychiatrie als krankhaft eingestuft wurden. So galt der Sadomasochismus nach ICD-10 als "Störung der Sexualpräferenz" und war als Krankheitsbild definiert. Dort fand sich folgende Definition im Wortlaut:
"Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen BDSM Aktivitäten sexuelle Erregung."
Erst im Jahr 1994 wurde diese Definition aufgehoben, sodass der Bereich BDSM nicht mehr als Störung der Sexualpräferenz bezeichnet wird. Eine Diagnose wie Sadismus oder Masochismus darf dementsprechend nur noch gestellt werden, wenn der Patient ausschließlich durch sadistische oder masochistische SM Praktiken sexuelle Lust erfahren kann oder seine eigene sexuelle Ausprägung deutlich ablehnt und somit in seiner Sexualität merklich eingeschränkt ist.
Dies ist nicht nur besonders selten, sondern auch bei aktiven BDSMlern nicht vorkommend. Eine Überlagerung der sexuellen Präferenzstörung und das Ausleben von BDSM-Praktiken kommt allerdings dennoch vor.
Als erstes Mitglied der europäischen Union entfernte Dänemark im Jahr 1995 die Diagnose Sadomasochismus vollständig aus dem nationalen Klassifikationssystem für Krankheitsbilder. Im Jahr 2009 folgte Schweden dem Beispiel. Weitere Länder werden in Zukunft wohl folgen, was der allgemeinen Akzeptanz des BDSM nur zuträglich sein kann.
Laut aktuellen Studien liegt die Zahl der BDSM-Interessierten und der Menschen mit BDSM-Fantasien zwischen fünf und 25 Prozent der Bevölkerung. Die Schwankungsbreite ist so stark gestreut, da keine Studie mit repräsentativem Charakter sich bisher mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Aber grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bis zu einem Viertel der Bevölkerung mehr oder minder regelmäßig Sexualpraktiken ausübt, welche sich um Lust und Schmerz oder das Spiel mit unterschiedlichen Machtverhältnissen drehen.
Zwar würden sich bei weitem nicht alle Personen dem BDSM-Kreis zurechnen lassen, doch in der unterschiedlichen Ausprägung der sexuellen Handlungen gehören diese dennoch zum Merkmalskreis des BDSM.
Die psychologischen Aspekte des BDSM wurden kaum nach modernen wissenschaftlichen Standards untersucht und bewertet. Die wohl zentralste Untersuchung zu diesem Thema wurde bereits im Jahr 1988 in Journal of Social Work and Human Sexuality veröffentlicht und stammt vom US-amerikanischen Sexualforscher Charles Moser.
Laut der Veröffentlichung kommt Moser zu dem Schluss, dass es nicht ausreichend evidente Datensätze gibt, um eine Untersuchung von psychischen Auffälligkeiten bei BDSM-Anhängern zu beurteilen. Allerdings würden sich einige grundsätzliche Tatsachen aus den vorhandenen Daten eruieren lassen. So gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich bei den vielen BDSM-Liebhabern und Anhängern gemeinsame Psychopathologien feststellen ließen.
Es gibt darüber hinaus innerhalb der klinischen Literatur keinerlei konsistente Bilder von BDSM-Anhängern, welche sich ein einem festen Merkmal definieren ließen. Daher kann nicht nachgewiesen werden, dass es irgendeine psychische Komponente gäbe, welche für die Freude am BDSM verantwortlich sei.
Probleme träten bei vielen BDSM-Anhängern vor allem bei der Akzeptanz der eigenen Neigung und der eigenen Wünsche auf. Somit sind die Probleme vor allem rund um das eigene Coming Out angesiedelt. Vor allem, wenn der angehende BDSMler sich in einer normalen sexuellen Beziehung befindet und mit der Entdeckung der eigenen Neigungen auch die Angst vor der Zerstörung der aktuellen Beziehung einhergeht.
Kombiniert man dies mit der Furcht vor der allgemeinen Diskriminierung im Alltag und im Berufsleben, sind viele BDSMler zu einem regelrechten Doppelleben verdammt, welches eine enorme psychologische Belastung darstellt.
Moser kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass sich keine Relation zwischen Gewalttaten und BDSM-Neigungen finden lassen.
Die eventuelle Beteiligung von BDSM-Anhängern an Gewalttaten steht nicht mit deren sexueller Disposition in Verbindung.
In seiner Zusammenfassung kommt Moser zu dem Schluss, dass es keinerlei Einschränkungen gäbe, welche den BDSM-Anhängern auferlegt werden könnten. Personen mit BDSM-Hintergrund könnten problemlos Arbeits- und Sicherheitsbescheinigungen erhalten, Adoptionsmöglichkeiten und Sorgerecht erhalten oder andere gesellschaftliche Rechte und Privilegien erhalten.
All dies zeigt, dass sich aus der Vorliebe für die BDSM keinerlei Nachteile für den oder die Betroffene ergeben können, da die BDSM-Fantasien und Wünsche keinen direkten Einfluss auf das alltägliche Leben der Personen und deren Verhaltensweise im Alltag zuließe.
Die Geschichte des BDSM
Bereits in der Frühzeit der menschlichen Kultur gehörte BDSM zu den verschiedenen Erfahrungen der Menschheit dazu. Bereits die ältesten Keilschrifttafeln der Welt bezeugen bereits Praktiken des BDSM, welche zu Ehren der Göttin Innana vorgenommen wurden. Es werden Rituale erwähnt, welche "von Schmerz und Ekstase durchdrungen" waren.
Im 9. Jahrhundert vor Chr. entstand in Artemis Orthia ein religiöser Kult, welcher sich regelmäßig der Flagellation während der verschiedenen Rituale befleißigte. Darüber hinaus findet sich in einem etruskischen Grab aus dem 6. Jahrhundert vor Chr. die erste grafische Darstellung sadomasochistischer Praktiken.
Das Tomba della Fustigazione zeigt zwei Männer, welche eine Frau während des Liebesspiels mit der Hand und einer Rute züchtigen. Erst Erwähnungen in Buchform finden sich in den Schriften des römischen Gelehrten und Dichters Juvenal, welcher im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus lebte.
Auch in Indien war der BDSM-Bereich bereits in der Frühzeit weit verbreitet. Im Kamasutra werden allein vier unterschiedliche Schlagarten bezeichnet, welche beim Liebesspiel eingesetzt werden können. Darüber hinaus gibt das Buch genau Auskunft über die möglichen Trefferzonen des menschlichen Körpers und die verschiedenen lusterfüllten und lustvollen Schmerzenslaute des passiven Partners.
Bereits im Kamasutra ist allerdings auch die Freiwilligkeit als wichtiges Merkmal vermerkt. Hier heißt es, dass Schläge, Kneifen oder auch Beißen das Liebesspiel bereichern können, aber nur, sofern beide Partner in diese Form des BDSM Spiel eingewilligt haben. Somit sollte das Kamasutra das erste und umfassendste Werk sein, in welchem nicht nur die BDSM-Praktiken beschrieben werden, sondern auch die Regeln zu deren Anwendung festgehalten wurden.
Eine klare Kategorisierung des BDSM wurde jedoch über lange Jahre nicht vorgenommen. Experten streiten sich beispielsweise, ob bereits die höfische Minne und die somit beinahe sklavische Ergebenheit der Angebeteten gegenüber eine Form des BDSM darstellen soll. Allerdings wurden die Praktiken des BDSM über viele Jahre und Jahrhunderte hinweg eingesetzt und von vielen Menschen geschätzt.
So gibt es unter anderem Überlieferungen über auf Flagellation spezialisierte Bordelle aus dem Jahr 1769. Auch der bekannte Roman Fanny Hill aus dem Jahr 1749 beschreibt bereits in einigen Szenen solche lustvollen Bestrafungen in aller Deutlichkeit.
Die moderne BDSM-Kultur hingegen hat keine genauer belegbaren historischen Quellen. Bilder, Geschichten und Motive aus der BDSM-Szene kamen während des gesamten 20. Jahrhunderts an den Rändern des westlichen Kulturkreises vor und gehörten somit für einige Teilnehmer zum Alltag. Einen großen Anteil an der bildlichen Darstellung der BDSM-Szene trägt der Künstler Irving Klaw, welcher in den 1950er und 1960er Jahren Filme und Bilder mit klarem BDSM-Motivhintergrund schuf und die ersten Comics in diesem Bereich mit großer Auflage veröffentlichte.
Dieser Trend ist bis heute ungebrochen, sodass auch moderne Künstler wie Helmut Newton oder Robert Mapplethorpe die verschiedenen BDSM-Motive in die heutige Zeit übertragen.
Eine weitere Grundlage für die Entwicklung der modernen BDSM-Szene liegt in der Lederszene, welche sich nach dem 2. Weltkrieg in Amerika entwickelte. Diese männlich dominierte und homosexuelle Lederszene bezog sich auf die von Larry Townsend verfasste Schrift, welche feste Regeln für das Miteinander umfasste und beispielsweise die Einteilung in Top und Sub vornahm.
Allerdings hatte dieser Text noch keine Auswirkungen auf die heterosexuelle BDSM-Szene und konnte auch den lesbischen Teil der homosexuellen Bevölkerung nicht erreichen. Erst der 1981 in den USA veröffentlichte Titel Coming to Power sorgte für eine höhere Akzeptanz der BDSM-Szene in der lesbischen Bevölkerung.
Dies sorgte für enorme Spannungen in der Frauenbewegung, da diese BDSM-akzeptierenden und teilweise auch lebenden Frauen in Konflikt mit der Gruppe um Alice Schwarzer gerieten, welche in BDSM die Grundlage für Frauenhass und Gewaltpornografie sah.
In den 1990er Jahren entwickelte sich die Szene nochmals weiter. Die Lederbewegung wurde deutlich offener und der BDSM-Bereich auch für die heterosexuellen Männer und Frauen leichter verständlich. Dazu kam eine deutliche Aufarbeitung der bisherigen Thesen und die Erarbeitung verschiedener Konzepte zum Thema BDSM, Freiwilligkeit und eine flexiblere Rollenauffassung.
Durch die Entstehung des Internets und die damit verbundene Freiheit wurde die Szene nochmals deutlich bunter und freier und konnte sich weltweit deutlich stärker entfalten, als es vorher der Fall war. Die Fülle an Informationen und das rege Interesse am BDSM sorgten nicht nur für eine weitere Verbreitung der verschiedenen BDSM Spielarten, sondern machten die Szene auch für Produzenten von Sextoys und Zubehör enorm interessant.
Die neue Zielgruppe wurde von vielen Anbietern schnell ins Sortiment aufgenommen und das Angebot deutlich erweitert. Dies kam allen BDSM-Liebhabern zugute, welche nun auf hochwertig produzierte Sextoys und Gerätschaften zurückgreifen konnten, was die Verletzungsgefahr beim BDSM nochmals deutlich reduzierte.
Mittlerweile werden von beinahe allen großen Erotikanbietern die verschiedenen Sextoys für den BDSM-Gebrauch nicht nur hergestellt und vertrieben, sondern auch in leicht abweichender Form für die Vanilla-Kunden bereitgestellt. So steigt das Interesse vieler Menschen an der BDSM deutlich an, vor allem, da es möglich ist sanft in das Thema einzusteigen und sich dank des Internets umfassend zu informieren.
Daher ist es besonders wichtig, dass man sich als BDSM-Liebhaber um vernünftige und hochwertige Sextoys und Hilfsmittel Gedanken macht. Viele der in herkömmlichen Sexshops angebotenen Toys sind eher für die Vanilla-Kunden gedacht und können in einem entsprechend harten Setting versagen oder nicht wie gewünscht funktionieren.
Gute Anbieter hingegen überzeugen durch die hohe Qualität ihrer Materialien und durch die enorm hohe Funktionalität der Sextoys für den BDSM-Bereich.
BDSM - Die Geschichte der Bezeichnung
Der Begriff BDSM als Akronym hat sich erst nach und nach entwickelt. Die Grundlage des Begriffes findet sich in den Bezeichnungen Sadismus und Masochismus, welche zunächst als psychische Erkrankungen eingestuft wurden. Abgeleitet wurden beide Begrifflichkeiten von echten Persönlichkeiten. Einmal dem Marquis de Sade und Leopold von Sacher-Masoch.
Die Begriffe Sadismus und Masochismus wurden im Jahr 1890 erstmals in einem medizinischen Fachtext veröffentlicht. Der deutsche Psychiater Richard von Krafft-Ebing nutzte beide Begriffe in seinem Werk "Neue Forschungen auf dem Gebiet der Psychopathia sexualis". Auch Sigmund Freud verwendet die Begriffe in dreien seiner Werke. Erst im Jahr 1913 wurde der Begriff Sado-Masochismus erstmals als Komplex genutzt, um eine bestimmte Form der sexuellen Ausprägung zu bezeichnen.
In der heutigen Zeit versucht sich die BDSM-Szene deutlich vom Marquis de Sade zu distanzieren, da dieser in seiner Tätigkeit den Bereich der Freiwilligkeit nicht beachtete und somit mit den Prinzipien SSC oder RACK nicht in Einklang zu bringen ist. Aus diesem Grund grenzt sich die Szene bereits seit Jahren deutlich vom Begriff S&M ab und versucht mit der Begrifflichkeit B&D - also Bondage & Disciplin - eine klare Abgrenzung zu schaffen.
Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurden auch die Bereiche Dominance und Submission in den Bedeutungs- und Deutungskosmos des Akronyms BDSM übernommen, um die Abgrenzung zum reinen SM und die Vielfältigkeit des BDSM zu stützen. Heute ist der Begriff BDSM weit verbreitet und wird dennoch vielfach falsch verstanden oder mit den falschen Bildern in Verbindung gebracht.
Die Öffentlichkeitsarbeit der verschiedenen Vereine und Interessenvertretungen versuchen dem entgegenzustehen und ein offenes und klares Bild der BDSM-Szene zu verbreiten.
Rechtliche Konsequenzen des BDSM
Viele Praktiken aus dem Bereich BDSM können durchaus rechtliche Konsequenzen haben. Dies hängt vor allem von der jeweiligen Rechtslage in den verschiedenen Ländern ab. Die Strafbarkeit der verschiedenen Praktiken resultiert vor allem daraus, dass durch diese Praktiken im Normalfall geltende Persönlichkeitsrechte verletzt werden.
Während in den Ländern Deutschland, den Niederlanden, in allen skandinavischen Ländern und in Japan freiwillige und einvernehmliche Handlungen im Bereich BDSM keine Straftat darstellen, sieht dies in anderen Ländern durchaus anders aus. In Österreich ist dieser Bereich rechtlich überhaupt nicht gefestigt, während in der Schweiz viele Praktiken aus dem Bereich BDSM durchaus als Straftaten eingeschätzt werden.
Betrachtet man Fälle aus den USA und England zeigt sich, wie schwierig eine Beurteilung der einzelnen Fälle sein kann und wie stark die BDSM in Grenzbereiche der Rechtswissenschaften einzuordnen ist.
Ein weiterer Punkt ist die bildliche Darstellung von BDSM-Praktiken. Denn diese können - auch wenn die eigentlichen Praktiken rechtlich erlaubt sind - dennoch aufgrund ihrer Art verboten sein. In Deutschland fallen viele dieser Darstellungen beispielsweise unter den Paragraphen 184a StGB und sind als sogenannte Gewaltpornografie verboten.
Die rechtliche Lage in Deutschland
Bei gegenseitigem Einverständnis und Freiwilligkeit sind in Deutschland die Praktiken aus dem BDSM-Bereich nicht strafbar. Diese beiden Punkte sind jedoch von entscheidender Bedeutung, da nur diese eine Verurteilung als Straftat unmöglich machen. Die Handlungen aus dem Bereich BDSM könnten ansonsten unter folgenden Gesichtspunkten justitiabel sein.
- § 177 StGB: Sexuelle Nötigung
- § 179 StGB: Sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen
- § 185 StGB: Beleidigung
- § 223 StGB: Körperverletzung
- § 224 StGB: Schwere Körperverletzung
- § 239 StGB: Freiheitsberaubung
- § 240 StGB: Nötigung
Nötigung und sexuelle Nötigung können durch den Einsatz eines Stoppwortes negiert werden. Wenn der aktive Partner sofort das Spiel unterbricht, wenn das Stoppwort genannt wird, kann er weder wegen Nötigung noch wegen sexueller Nötigung belangt werden. Ähnlich sieht es mit dem sexuellen Missbrauch widerstandsunfähiger Personen aus.
Durch das Safeword und die damit verbundene Möglichkeit sich sofort befreien zu lassen, ist eine echte Widerstandsunfähigkeit nicht gegeben. Allein aus diesem Grund muss der Top bei einem Spiel immer extrem umsichtig agieren und auf die Zeichen und Reaktionen der Sub achten.
Beleidigung ist ein Straftatbestand, welcher nur auf Antrag des Beleidigten verfolgt werden muss. Die Freiheitsberaubung hingegen ist ebenfalls durch das Safeword und die Möglichkeit der sofortigen Befreiung abgedeckt und somit als Straftatbestand nicht haltbar.
Körperverletzung und schwere Körperverletzung hingegen können zu einem echten Problem werden. Denn nach § 228 StGB ist eine Körperverletzung mit Einwilligung des Verletzten nur dann rechtswidrig, wenn die Körperverletzung weit über das Augenmaß und die guten Sitten hinausgehen würde. Dementsprechend ist die Strafbarkeit vor allem von den potentiellen Folgen einer Verletzung abhängig.
Daher sollte man als Top ein entsprechendes Detailwissen besitzen, um die verschiedenen Werkzeuge im Rahmen des BDSM gezielt und ohne dauerhafte Schäden anwenden zu können. Sollte der Sub aufgrund der eigenen Handlungen in Todesgefahr geraten, welche durch vorausschauendes Handeln hätte vermieden werden können, kann es tatsächlich zu einer Verurteilung nach § 228 StGB kommen.
Da jedoch nur wenige Menschen im Bereich BDSM so exzessiv spielen, dass solche Gefahren entstehen, muss man sich für das normale Spiel miteinander kaum Sorgen machen.
Es zeigt sich also, dass es zwar potentiell rechtliche Konsequenzen bei einem BDSM-Spiel geben kann, man diese jedoch durch ein gutes Vorgespräch und die Vereinbarung eines Safewords bereits deutlich entschärfen kann.
Aufgrund dieser Gefahren sollte der Top allerdings in jedem Fall immer vorsichtig agieren und auf die Reaktionen der oder des Sub achten, um rechtzeitig zu reagieren und das Spiel für beide Spieler optimal zu gestalten.
Ob BDSM rechtlich gefährlich ist, hängt im letzter Instanz immer vom Land und der vorhandenen Rechtsprechung ab. Es gibt viele Länder, in denen solche Praktiken noch immer strafbewährt sind und welche somit für Spieler des BDSM eine echte Gefahrenlage darstellen. Wer im Ausland BDSM betreiben möchte, sollte sich in jedem Fall über die rechtlichen Gegebenheiten vor Ort umfassend informieren.
Frequently Asked Questions BDSM
Was ist ein BDSM-Stammtisch?
Ein BDSM Stammtisch ist ein Treffen von Gleichgesinnten an einem öffentlichen Ort, zumeist in einer Kneipe oder in einem Restaurant. Ein Stammtisch ist einfach ein zwangloses Beisammensein, bei welchem man über die verschiedensten Themen reden kann. Im Fall eines BDSM-Stammtisches bietet dies vor allem die Möglichkeit über den Bereich BDSM zu reden und sich einmal direkt auszutauschen.
Viele Stammtische finden in der Öffentlichkeit statt, sodass kein Dresscode vorgegeben ist. Auch das Anbaggern von Menschen am Stammtisch wird in der Regel nicht gerne gesehen. Allerdings handhabt das jeder Stammtisch anders, sodass es durchaus sinnvoll ist, sich zuvor über die geltenden Regeln zu informieren.
Worauf sollte ich bei einem Besuch eines BDSM-Stammtisches achten?
Wichtig ist vor allem die Absicht eines Stammtisches zu akzeptieren. Dies ist ein Treffen zwischen Menschen mit ähnlichen Interessen und kein Kontakthof. Es ist vor allem ein Treffen bei dem man neue Leute kennenlernen und sich umfassend über den eigenen sexuellen Horizont hinweg informieren kann.
Dabei drehen sich bei weitem nicht alle Gespräche um das Thema BDSM, sondern es entstehen Gespräche unter Freunden, wenn man sich regelmäßiger sieht. Als Neuling ist man in der Regel immer willkommen und kann seine Fragen - auch zum Thema BDSM - frei heraus stellen. Die meisten Stammtische helfen gerne und beantworten die Fragen so gut es eben möglich ist.
Viele Stammtische bieten einen separaten Ansprechpartner, welcher bei der Einführung in einen Stammtisch hilft. Meist trifft man sich eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn und klärt bereits die ersten Dinge ab. So kann man wichtige Fragen im direkten zwei-Augen-Gespräch klären, ehe der Stammtisch voller wird und solche Fragen nur noch schwer möglich sind.
Darüber hinaus ist direkt ein wichtiger Ansprechpartner bekannt. Sollte es im Rahmen eines Stammtisches dazu kommen, dass ein Teilnehmer Dich bedrängt oder aufdringlich anmacht, kannst Du mit dem Dir bekannten Organisator schnell Kontakt aufnehmen, um das Problem zu beseitigen.
Grundsätzlich solltest Du Dich bei einem BDSM-Stammtisch genauso benehmen, als würdest Du bei einem normalen Kneipenbesuch mit anderen Menschen zusammenkommen.
Gibt es Bücher für den Anfänger im Bereich BDSM
Wer sich einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten im Bereich BDSM verschaffen möchte, kann auf verschiedene Bücher zurückgreifen. Aktuell ist vor allem das Buch "Die Wahl der Qual" von Kathrin Passig und Ira Strübel besonders beliebt, da dieses auch für Minderjährige geeignet ist und somit eine Hilfe bei einem frühen Coming Out sein kann.
Wie Sie sehen können ist das Feld des BDSM enorm vielfältig und für viele Menschen geeignet. Probieren Sie es einfach einmal aus und erleben Sie mit Ihrem Partner und Ihrer Partnerin die verschiedenen Möglichkeiten aus. Bei Steeltoyz erhalten Sie passende Sextoys für Ihre BDSM-Session und können sich sicher und entspannt auf eine neue Form der Sexualität einstellen.
Genießen Sie die vielfältigen Möglichkeiten des BDSM und entdecken Sie eine neue Welt der Lust. Ob Bondage-Seile, BDSM-Möbel, Peitschen, Gerten oder Plugs, Keuschheitskäfige und Nippelklemmen: Nutzen Sie das vielfältige Sortiment an BDSM-Sextoys, um Ihr Liebesleben zu bereichern.
Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass meinem Partner beim gemeinsamen Sex etwas fehlte. Durch Zufall habe ich ihn dabei erwischt, wie er SM-Pornos am Computer geguckt hat. Also habe ich mich informiert und mir einige passende Sextoys ausgesucht. Ich habe ihn einfach an einem Wochenende mit den Toys überrascht und versucht so dominant wie nur möglich zu sein. Nicht unbedingt leicht, aber mein Partner ist direkt darauf angesprungen. So langsam finde ich auch immer mehr Gefallen am BDSM und entdecke ganz neue Seiten an mir. Unsere nächste Anschaffung wird ein Hodenring für ihn sein, welchen er immer dann tragen muss, wenn ich es verlange. Da wir öfter mal für eine Woche getrennt voneinander sein müssen, kann ich ihn so immer noch ein wenig aus der Ferne quälen.
Sehr umfangreicher Beitrag. Ich selber mag Fesselspiele, aber nur eine recht softe Art von Bondage. Sprich, in gewisser Weise mag auch ich BDSM. So Soft-BDSM ^^ Nein mal im Ernst, es ist sehr interessant zu lesen, was schon alles zu BDSM gezählt wird. Vieles, was ich als ganz normal ansehe, gehört offenbar schon zur Fetischrubrik. Ich habe viel Neues in Eurem Beitrag erfahren. Vieles hat mich nun auch sehr neugierig gemacht. Mal sehen, vielleicht teste ich doch mal aus, was mir so gefällt.